Feuchte altersabhängige Makuladegeneration (nAMD): Symptome, Therapie und Behandlung

Sie suchen Informationen zur feuchten altersabhängigen Makuladegeneration, kurz nAMD? Unabhängig davon, ob Sie den Verdacht haben, von nAMD betroffen zu sein oder bereits eine Diagnose von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt bekommen haben, sind Sie hier richtig. Wir informieren und unterstützen Sie im Umgang mit einer nAMD und den Ängsten und Unsicherheiten, die vielleicht mit einem Sehschärfeverlust verbunden sind.

Nahaufnahme von zwei Gesichtern mit jeweils einem Auge

Erschienen am 14.11.2023

Häufig gestellte Fragen

Neben der klassischen Kurz- oder Weitsichtigkeit gibt es zahlreiche Krankheiten, die das Auge in seiner Funktion einschränken können. Eine davon ist die neovaskuläre, altersbedingte Makuladegeneration, die häufig mit nAMD abgekürzt wird. Bei dieser chronischen Netzhauterkrankung verlieren die Betroffenen schrittweise ihre Sehkraft.1

Aelterer Mann reibt sich ein Auge hinter der Brille
Älterer Mann mit Gehstock in der Hand reibt sich sein Auge hinter der Brille
Älterer Mann mit Gehstock in der Hand reibt sich sein Auge hinter der Brille

Bei einer nAMD wachsen neue Blutgefäße unter der Netzhaut und an der Makula, dem Ort des schärfsten Sehens. Dadurch und durch den Austritt von Flüssigkeiten aus diesen neuen Gefäßen kommt es zu Sehstörungen.2

Die Sehschärfe im Zentrum des Sehens wird schwächer.3 Betroffene können beispielsweise bei fortschreitender Erkrankung die Umrisse einer Zeitschrift erkennen, sie aber nicht mehr lesen.

Die nAMD bewirkt meist eine schnelle und drastische      Sehminderung, wenn sie nicht behandelt wird.4

Die nAMD kann mit modernen Medikamenten gut behandelt werden. Diese blockieren bestimmte Botenstoffe, die wesentlich zum Krankheitsgeschehen der nAMD beitragen. Zu diesen Botenstoffen gehören unter anderem VEGF und Ang-2.

Was ist eine altersabhängige feuchte Makuladegeneration (nAMD)?

Das Wort „Makuladegeneration“ setzt sich zusammen aus „Makula“ – dem Ort des schärfsten Sehens auf der Netzhaut im Auge – und „Degeneration“, einer Veränderung von Zellen oder Organen, die nicht rückgängig gemacht werden kann.5

Eine altersabhängige Makuladegeneration (AMD) ist eine fortschreitende Veränderung der Netzhaut, die zu einem Sehschärfeverlust führt.
 

Im Zentrum der Netzhaut liegt der sogenannte gelbe Fleck, wissenschaftlich auch Makula genannt. Dieser Bereich ist nötig, um Gesichter zu erkennen, zu lesen oder Auto zu fahren.
Wenn eine Netzhauterkrankung vorliegt, geht die Fähigkeit des scharfen Sehens allmählich verloren. Im fortgeschrittenen Stadium unterscheidet man die trockene Form der AMD und die feuchte Form. Diese heißt auch nAMD (neovaskuläre altersabhängige Makuladegeneration). Die trockene Form kann im weiteren Verlauf in die feuchte Form übergehen.

Welche Ursachen hat die feuchte Makuladegeneration?

Im Laufe des Lebens können sich zwischen den einzelnen Schichten der Netzhaut Ablagerungen bilden, die die Sauerstoffversorgung der Augen zunehmend beeinträchtigen. Davon merkt man in der Regel nichts, denn die Sehschärfe ist davon nicht betroffen. 

Schreitet die AMD im Laufe der Zeit voran, versucht die Netzhaut, die Unterversorgung durch eine Neubildung von Blutgefäßen auszugleichen. Dazu werden im Auge vermehrt Botenstoffe freigesetzt, die im Zusammenspiel das Wachstum von neuen Blutgefäßen anregen. Dazu gehören unter anderem der sogenannte Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF) sowie Angiopoietin-2 (Ang-2).6 Ein Übermaß dieser Botenstoffe führt bei der nAMD dazu, dass neue, krankhafte Blutgefäße in die Netzhaut einwachsen.7

Grafische Darstellung Netzhaut mit Makula
Neu gebildete Gefäße können in die Netzhaut einwachsen
Neu gebildete Gefäße können in die Netzhaut einwachsen

Aus diesen krankhaften Blutgefäßen kann Blut oder Flüssigkeit austreten, wodurch die Netzhaut anschwillt. Dadurch kann es zur Schädigung der Zellen in der Makula kommen. Unbehandelt führt die Erkrankung zu einem massiven Sehverlust in der Mitte des Sichtfeldes. In den meisten Fällen bleibt das Sehen in den äußeren Bereichen aber erhalten.6

10-15%

der AMD-Betroffenen haben eine feuchte AMD. Diese Form ist also seltener, schreitet aber schneller voran als die trockene AMD.7

brand-element-augenblicke

Welche Symptome habe ich bei einer feuchten AMD?

Die Flüssigkeitsansammlungen in der Netzhaut sind der Grund, dass betroffene Menschen häufig verzerrt sehen. Aus geraden Linien werden Schlangenlinien und Buchstaben verschwimmen. Wenn Sie testen möchten, ob Sie Symptome einer Netzhauterkrankung haben, können Sie den Amsler-Gitter-Selbsttest zu Hause durchführen.

Schreitet die nAMD weiter voran, zeigen Symptome wie 

  • unscharfes Sehen 
  • Schatten im Sichtfeld
  • schwarze Punkte vor dem Auge
  • besondere Lichtempfindlichkeit 
  • eingeschränktes Sichtfeld oder
  • Ausfälle des Gesichtsfeldes

deutlich, dass das Sehvermögen bereits eingeschränkt ist.8

Die feuchte AMD kann behandelt werden. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto erfolgversprechender ist die Therapie. 
Auch wenn es noch keine Heilung der AMD gibt: Das Wachstum der neuen Blutgefäße kann gestoppt und der weitere Verlauf der Erkrankung hinausgezögert werden.

Sollten Sie eines der genannten Symptome gelegentlich oder häufiger an sich bemerken, lassen Sie die Ursachen von einer Augenärztin und einem Augenarzt abklären. Diese Symptome können auch ein Hinweis auf andere Erkrankungen sein, die eventuell einer Behandlung bedürfen. Fachärztinnen und Fachärzte sind außerdem in der Lage, Netzhautveränderungen bereits zu erkennen, bevor es zu Sehveränderungen kommt.

Um Erkrankungen rechtzeitig zu erkennen, wird empfohlen, ab dem 40. Lebensjahr einmal jährlich eine Vorsorgeuntersuchung wahrzunehmen, auch wenn man keine Beschwerden hat.9

Welche Diagnosemöglichkeiten gibt es bei feuchter Makuladegeneration?

Besteht der Verdacht auf nAMD werden beim Augenarzt oder der Augenärztin zunächst verschiedene Sehtests durchgeführt. Sie werden nach möglichen Seheinschränkungen gefragt. Anschließend werden die Augen mit einem Ophthalmoskop (Gerät, mit dem Licht durch ein Vergrößerungsglas auf den hinteren Teil des Auges geworfen wird) angesehen und beurteilt. 

Um die Diagnose abzusichern, kann die Netzhaut mithilfe der Optischen Kohärenztomographie (OCT) wie bei einer Ultraschalluntersuchung angesehen werden. 

Wichtig: Nur bei der feuchten Form wird die OCT-Untersuchung von der Krankenkasse bezahlt. Bei der trockenen Form ist diese Untersuchung eine individuelle Gesundheitsleistung (IGEL) und wird bisher von der Krankenkasse nicht übernommen.

Eine weitere Untersuchungsmethode ist die Fluoreszenzangiographie (FAG): Mit einem ungefährlichen Farbstoff werden auch kleinste Gefäße in der Netzhaut sichtbar gemacht. Diese Untersuchung kann eine Alternative zur OCT sein und wird in jedem Fall von der Krankenkasse bezahlt.10

Rauchen begünstigt nAMD

Neben dem Alter ist Rauchen ein Hauptrisikofaktor für die AMD. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei aktiv rauchenden Menschen um 83 Prozent über der von Menschen, die nicht rauchen. Zudem erkranken sie im Schnitt mehr als fünf Jahre früher an der feuchten Form der AMD.

Quelle: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31558491

Wie verläuft eine feuchte AMD?

Wenn die Augenärztin oder der Augenarzt bei Ihnen eine feuchte AMD festgestellt hat, liegt in der Regel schon eine fortgeschrittene Form der Erkrankung vor. Die trockene Form der AMD kann in die feuchte Form übergehen. 

Wie schnell sich die Erkrankung weiterentwickelt und der Sehschärfeverlust voranschreitet, hängt auch vom Ausmaß der Ablagerungen ab, die sich in der Netzhaut gebildet haben. Diese Ablagerungen heißen Drusen und bestehen unter anderem aus Fetten und Eiweißen, die sich im Laufe der Zeit dort angesammelt haben. 

Einen typischen Verlauf der Erkrankung gibt es nicht – sie entwickelt sich bei jedem Menschen anders. Die Entwicklung hängt auch vom Zeitpunkt der Diagnose und der Behandlung ab. Denn durch die Therapie kann die nAMD aufgehalten und das Fortschreiten hinausgezögert werden.11

Blumenstrauß unscharf und mit grauem Fleck in der Mitte
Es ist ein Blumenstrauß drei Mal nebeneinander abgebildet: Links ist er scharf, in der Mitte etwas unscharf und rechts mit grauem Fleck in der Mitte
Es ist ein Blumenstrauß drei Mal nebeneinander abgebildet: Links ist er scharf, in der Mitte etwas unscharf und rechts mit grauem Fleck in der Mitte

Eine nAMD führt in der Regel nicht zur völligen Erblindung. An den äußeren Rändern bleibt meist noch ein Sehvermögen, mit dem Betroffene sich in gewohnter Umgebung orientieren können. In einer neuen Umgebung hingegen ist man häufig auf fremde Hilfe angewiesen. Die Sehschwäche kann soweit fortschreiten, dass man nur noch hell und dunkel unterscheiden kann.12

Behandlungsmöglichkeiten bei feuchter Makuladegeneration

Die nAMD ist derzeit nicht heilbar. Eine kontinuierliche Behandlung kann das Fortschreiten jedoch verlangsamen – und so Ihre Sehschärfe länger erhalten oder gar verbessern.

Die Therapie der Wahl sind heute Medikamente, die direkt ins Auge gespritzt werden. Diese Art der Verabreichung heißt in der Fachsprache “intravitreale operative Medikamentenapplikation”, kurz IVOM.

Andere Behandlungsmöglichkeiten wie die Lasertherapie oder eine Operationen kommen meist nur noch in Einzelfällen zum Einsatz. Sie sind in der Regel weniger wirksam oder haben mehr Nebenwirkungen.7

Moderne Medikamente hemmen die Gefäßneubildung

Die Medikamente, die bei der nAMD zum Einsatz kommen, hemmen  Botenstoffe, die wesentlich zur Neubildung der Gefäße in der Netzhaut beitragen. Dadurch können sie das Wachstum der krankhaften Blutgefäße unterdrücken. In der Folge kann sich der Austritt der Flüssigkeit verringern und die Schwellung der Makula reduzieren. So können die Medikamente Ihre Sehschärfe erhalten oder sogar verbessern.

DMÖ-Therapie mit Medikamenten, die Botenstoffe hemmen, Grafische Darstellung
Behandlung des diabetischen Makulaödems mit Medikamenten
Behandlung des diabetischen Makulaödems mit Medikamenten

Bei der nAMD können verschiedene Medikamente zum Einsatz kommen, die die Neubildung der Gefäße unterdrücken. Darüber hinaus können auch Steroide angewendet werden.

Welches Medikament für Sie am besten geeignet ist, ergibt sich aus einer detaillierten Diagnose durch die Augenärztin oder den Augenarzt.14 Fragen Sie nach, welche Möglichkeiten Sie haben.

Die nAMD erfordert eine fortwährende Behandlung, bei der die Medikamente in gewissen Abständen wiederholt verabreicht werden. Sie können den Erfolg Ihrer Therapie unterstützen, indem Sie die Behandlungsintervalle konsequent einhalten. Längere Abstände zwischen den Anwendungen bieten hier eine erhebliche Erleichterung. Dies ist durch moderne Therapien möglich. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird mit Ihnen genau besprechen, in welchen Zeiträumen und wie oft Sie das Medikament erhalten.15

Die IVOM-Behandlung (intravitreale operative Medikamentenapplikation)

Damit die Medikamente gezielt im Auge wirken können, müssen sie auf eine spezielle Art und Weise verabreicht werden. 
Die Makula, die in diesem Fall betroffen ist, liegt im hinteren Teil des Auges. Salben oder Tropfen erreichen diesen Bereich des Auges nur schwer. 

Der hintere Teil des Auges ist gefüllt mit dem „Glaskörper“, einer geleeartigen Masse, die weder Nerven noch Blutgefäße hat. Der Glaskörper ist daher völlig unempfindlich gegen Schmerzen. Bei der IVOM-Behandlung injiziert der Augenarzt oder die Augenärztin den Wirkstoff unter örtlicher Betäubung direkt in den Glaskörper des Auges. So kann das Medikament in ausreichender Dosierung in die Nähe der Netzhaut gebracht werden.13
Um das Infektionsrisiko gering zu halten, werden intravitreale Injektionen in sterilen Räumen oder Operationsräumen durchgeführt. Der Eingriff dauert nur wenige Minuten und ist in der Regel schmerzfrei.

Damit Sie einen Eindruck davon bekommen, wie diese Behandlung im Alltag aussieht, schildert nAMD-Patientin Monika, 61, Einzelheiten zur Therapie und ihre Erfahrungen mit der IVOM-Behandlung. Hier geht’s zum Video:

Behandlung mit Laserstrahlen (Laserkoagulation)

Statt der Medikamente kann bei einer nAMD auch eine Laserbehandlung angeboten werden. Die Laserbehandlung wird oft als weniger aufwendig empfunden, gilt aber auch als etwas weniger wirksam.   

Bei der Laserkoagulation tropft Ihre Ärztin oder Ihr Arzt zunächst ein schmerzstillendes und ein betäubendes Mittel in die Augen. Anschließend werden Laserstrahlen gezielt auf die Stellen der Netzhaut gerichtet, an denen sich die neugebildeten Blutgefäße befinden. Durch die Hitze werden die Blutgefäße zerstört und gleichzeitig kann verhindert werden, dass sich neue Blutgefäße bilden. Durchlässig gewordene Gefäße, die Flüssigkeiten verlieren, können mit der Lasertherapie abgedichtet werden. Lassen Sie sich von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt beraten, welche Therapie für Sie am besten geeignet ist.


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Selbstständig leben mit feuchter Makuladegeneration

Auch wenn die Erkrankung fortschreitet: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie Sie mit einem Sehschärfeverlust lange selbstständig leben können. Zum einen gibt es nützliche Helfer für den Alltag, die speziell für Menschen mit einer Seheinschränkung entwickelt wurden. Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach, für welche Hilfsmittel die Kosten übernommen werden. 

Zum anderen sind die AMD und die damit verbundenen Seheinschränkungen weit verbreitet. Es gibt Patientenorganisationen und Beratungsstellen, worüber Sie Kontakt zu anderen Betroffenen aufnehmen können. Manchmal tut es gut zu wissen, dass man nicht alleine ist und es vielen anderen Menschen ähnlich geht.

Zusammenfassung

Bei der feuchten Makuladegeneration kommt es zur Neubildung von Blutgefäßen, die in die Netzhaut einwachsen können. Dadurch kommt es zunehmend zu einem Sehschärfeverlust in der Mitte des Sichtfeldes. Betroffene können oft nur noch Umrisse erkennen, in der Mitte sehen sie dunkle, unscharfe Flecken.

Mit Medikamenten kann das Wachstum der Blutgefäße gestoppt werden. Der Verlauf der Erkrankung wird dadurch hinausgezögert. Die Medikamente werden mithilfe einer intravitrealen Injektion direkt ins Auge abgegeben. In regelmäßigen Abständen muss diese Behandlung wiederholt werden, damit die Behandlung wirken kann.

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