Arzt-Patienten-Gespräch bei Netzhauterkrankungen

Nachdem bei Ihnen eine Netzhauterkrankung wie die feuchte altersabhängige Makuladegeneration (AMD) oder ein diabetisches Makulaödem (DMÖ) diagnostiziert worden ist, steht als nächstes ein entscheidendes Gespräch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt an, in dem der weitere Therapieverlauf besprochen und festgelegt wird. Dabei ist es häufig schwierig, alle Informationen zu verstehen und zu behalten – gerade dann, wenn man dabei etwas nervös ist. Eine gute Vorbereitung auf das Arztgespräch kann hier helfen.

Arzt im Gespräch mit Paar mittleren Alters

Erschienen am 26.09.2022

Häufig gestellte Fragen

Bestenfalls sollten Sie zu dem Gespräch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt Befunde bisheriger Untersuchungen, Informationen zu Vorerkrankungen und bisher durchgeführte Operationen, Name und Anschrift Ihrer Hausärztin oder Ihres Hausarztes und eine Auflistung der Medikamente, die Sie zurzeit einnehmen, mitbringen.

Nahaufnahme von Händen, die ein Tablet halten
Zwei Hände bedienen ein Tablet
Zwei Hände bedienen ein Tablet
  • Spickzettel mit meinen wichtigsten Fragen erstellen.
  • Mich über mögliche Therapieformen informieren.
  • Eine Angehörige oder einen Angehörigen bitten, mich zu begleiten.

Wichtige Fragen sind zum Beispiel:

  • Welche Therapiemöglichkeiten habe ich?
  • Was sind die Vorteile und Nachteile der Therapiemöglichkeiten?
  • Wie wahrscheinlich ist es, dass diese Vor- und Nachteile bei mir auftreten?

  • Nachfragen, wenn ich etwas nicht verstanden habe.
  • Das Gespräch strukturieren und Notizen machen.
  • Aktiv zuhören.
  • Eine Begleitperson mitnehmen.
  • Die Teach-Back-Technik anwenden.

Vorbereitung auf das Arzt-Patienten-Gespräch

Viele Menschen sehen in der Ärztin oder dem Arzt eine Person, die alleine über alle Gesundheitsfragen entscheidet und scheuen sich davor, sich die Therapieentscheidungen vom Ärzteteam erklären zu lassen oder diese zu hinterfragen. Sogar das Nachfragen, wenn man etwas nicht richtig verstanden hat, fällt vielen Menschen schwer.


Machen Sie sich vor dem Gespräch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt  bewusst, dass sie oder er nicht nur dafür da ist, Sie zu behandeln, sondern dass sie oder er sogar dazu verpflichtet ist, Sie über Ihre Erkrankung laienverständlich zu informieren.1 Denn nur so können Sie wichtige Therapieentscheidungen gemeinsam mit  Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt treffen. Trauen Sie sich unbedingt nachzufragen, wenn Sie etwas nicht verstanden haben.
 

Das Arztgespräch wird Ihnen einen Überblick über die verschiedenen Therapieoptionen, wie beispielsweise die IVOM-Therapie (IVOM = intravitreale operative Medikamenteneingabe), eine Lasertherapie oder Medikamente geben, sodass Sie sich gedanklich auf die Behandlung einstellen können.

Wahrscheinlich können in dem oft leider sehr kurzen Gespräch nicht alle Fragen geklärt werden. Umso wichtiger ist es, dass Sie sich im Vorfeld folgende Fragen stellen:   

  • Welche Unterlagen sollte ich zu dem Gespräch mitbringen? 
  • Möchte ich einen Angehörigen, eine Freundin oder einen Freund mitnehmen? (Ein unterstützender Angehöriger, eine Freundin oder ein Freund kann sich meistens besser auf das Zuhören und Mitschreiben der Aussagen der Ärztin oder des Arztes  konzentrieren.) 
  • Was erwarte ich von dem Gespräch? (z. B. Entscheidung für eine Therapie, genaue Erklärung der geplanten Therapie, neue Informationen zu meiner Netzhauterkrankung, die Besprechung akuter Beschwerden, psychologische Unterstützung etc.) 
  • Welche Fragen möchte ich vordringlich mit meinem Behandlungsteam besprechen? 

Während des Arzt-Patienten-Gesprächs

Grafische Darstellung von 4 Schritten, ein Arztgespraech besser zu verstehen
So können Sie im Arztgespräch die sogenannte „Teach-Back“ Methode anwenden
So können Sie im Arztgespräch die sogenannte „Teach-Back“ Methode anwenden

Da die Zeit mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt begrenzt ist, ist es sinnvoll, sich auf das Gespräch vorzubereiten – so können Sie mehr der wichtigen Informationen mit nach Hause nehmen.

Das Gespräch beginnt mit der Eröffnungsphase, in der Sie sich gegenseitig begrüßen und die Ärztin oder der Arzt mit einer Frage wie „Wie geht es Ihnen heute?“ recht zügig in das eigentliche Gespräch überleitet.

In dem eigentlichen Gespräch übernimmt die Ärztin oder der Arzt dann die Gesprächsführung und erklärt Ihnen die Behandlungsmöglichkeiten. Damit das Gespräch nicht einseitig verläuft, ist es schon hier wichtig, dass Sie Rückfragen stellen, sobald Sie etwas nicht verstanden haben, oder dass Sie sich Fremdwörter erklären lassen, die Sie nicht kennen. Nutzen Sie am besten einen „Spickzettel“, auf dem Sie sich vorher Ihre wichtigsten Fragen notiert haben. Hier können Sie sich auch die Antwort der Ärztin oder des Arztes gleich aufschreiben.

Hören Sie der Ärztin oder dem Arzt – auch wenn Sie nervös sind – aufmerksam zu. Das aktive Zuhören verlangt Konzentration und Aufmerksamkeit. Es beginnt damit, dass Sie der oder dem Behandelnden durch beständigen Blickkontakt und Gesten wie Lächeln oder Nicken zeigen, dass Sie dem Gesagten zustimmen und es verstanden haben. Oder eben durch Nachfragen, wenn Sie etwas nicht verstanden haben.

Wenn Sie es während des Gesprächs nicht geschafft haben, Ihre Fragen unterzubringen, können Sie am Gesprächsende die sogenannte „Teach-Back“-Technik (zu Deutsch "zurück unterrichten") anwenden, um sicherzugehen, dass Sie die wichtigsten Informationen mitgenommen haben. Das Prinzip ist einfach: Fassen Sie die Hauptpunkte des Gesprächs in Ihren eigenen Worten zusammen. Die Ärztin oder der Arzt kann Sie daraufhin ggf. korrigieren oder wichtige Punkte ergänzen. Als Einleitung können Sie diese oder eine ähnliche Formulierung verwenden: „Verstehe ich Sie richtig, dass …?“2.

80 %

Bis zu 80 Prozent der Informationen, die die Ärztin oder der Arzt an Patientinnen und Patienten weitergibt, werden wieder vergessen.3

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Therapieentscheidung

Im Rahmen des Arzt-Patienten-Gesprächs legen Sie gemeinsam mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt die für Sie passende Therapie fest. Für die feuchte AMD und die DMÖ stehen seit einigen Jahren wirkungsvolle Medikamente zur Verfügung, die den Krankheitsverlauf verlangsamen und die Sehkraft vieler Patientinnen und Patienten länger erhalten können.4 5

Damit die Medikamente optimal wirken können, werden sie nach der Betäubung des Auges mithilfe der „IVOM“-Methode mit einer dünnen Nadel direkt ins Augeninnere gespritzt. Das klingt zunächst etwas beunruhigend, ist aber nahezu schmerzfrei und wird von den meisten Patientinnen und Patienten nur als leichter Stich bzw. als kurzes Druckgefühl oder teilweise sogar gar nicht wahrgenommen. Vor allem gilt aber, dass die Spritzen wichtig sind, um die Sehkraft möglichst gut zu erhalten.

Für die Behandlung der DMÖ kann in einigen Fällen eine Lasertherapie angewandt werden. Ob für Sie eine „IVOM“-Therapie oder eine Laserbehandlung die wirkungsvollste Therapieoption ist, kann Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Ihnen mitteilen. In beiden Fällen ist eine gute Einstellung der Blutzucker- und Blutdruckwerte wichtig. 6 7

Nachbereitung zu Hause

Wenn Sie nach dem Gespräch wieder zu Hause angekommen sind, sollten Sie sich Ihre während des Gesprächs gemachten Notizen noch einmal ansehen und gegebenenfalls ergänzen. So bekommen Sie einen guten Überblick darüber, welche Punkte Sie noch einmal nachlesen oder welche offengebliebenen Fragen Sie beim nächsten Arzttermin besprechen möchten.

Spickzettel

Es ist sehr hilfreich, sich für das Arztgespräch einen Spickzettel mit Ihren wichtigsten Fragen zu erstellen. Hat die Ärztin oder der Arzt bereits eine Netzhauterkrankung diagnostiziert und will Ihnen im folgenden Gespräch eine Behandlung empfehlen, könnten beispielsweise diese Fragen wichtig für Sie sein:8

  • Welche Therapiemöglichkeiten habe ich? 
  • Was sind die Vorteile und Nachteile der Therapiemaßnahmen? 
  • Wie wahrscheinlich ist es, dass diese Vor- und Nachteile bei mir auftreten? 

Zusammenfassung

Nach der Diagnose einer Netzhauterkrankung wie AMD oder DMÖ steht für die Betroffenen ein Arzt-Patienten-Gespräch an, in dem voraussichtlich die anstehende Therapie besprochen wird. Dieses Gespräch löst bei vielen Patientinnen und Patienten Nervosität aus und führt zu der Befürchtung, nicht alle Informationen der Ärztin oder des Arztes zu verstehen und behalten zu können. Eine gute Vorbereitung auf das Gespräch ist hilfreich, um alle offenen Fragen zufriedenstellend klären zu können und die für sich richtige Therapieentscheidung zu treffen.

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