Hilfsmittel für den Alltag

Das Leben mit einer Netzhauterkrankung bringt einige Herausforderungen mit sich. Die nachlassende Sehkraft kann Ihren Alltag in vielen Aspekten beeinflussen. Praktische Hilfsmittel wie Lesegeräte, Sehhilfen oder spezielle Apps können in der Freizeit und bei der Arbeit wichtige Unterstützung leisten. Sie tragen dazu bei, möglichst lange selbständig zu bleiben.

Frau mittleren Alters sitzt am Schreibtisch und liest mit Lupe ein Dokument

Erschienen am 26.09.2022

Häufig gestellte Fragen

Da die Sehkraft mit der Zeit nachlässt, können Hilfsmittel wie Lesehilfen, Sehhilfen oder Smartphone-Apps im Alltag unterstützen.

Es gibt zahlreiche Hilfsmittel wie Lesehilfen, Lupen oder sprachgesteuerte Haushaltsgeräte.

Lupe auf gelbem Hintergrund
Hilfsmittel erleichtern das Sehen. Eine Lupe auf gelbem Hintergrund.
Hilfsmittel erleichtern das Sehen. Eine Lupe auf gelbem Hintergrund.

Es gibt zahlreiche Apps, die bei Seheinschränkungen unterstützen können. Diese können zum Beispiel Geldscheine erkennen oder Ihnen die Speisekarte im Restaurant vorlesen.       

Die meisten Smartphones verfügen über diese Funktion, die speziell bei Seheinschränkungen eine große Hilfe sein kann.

Die Krankenkassen bezahlen Hilfsmittel, die speziell für Menschen mit Seheinschränkung hergestellt werden. Ein normales Smartphone mit Sprachsteuerung wird in der Regel nicht bezahlt.

Hilfsmittel erleichtern den Alltag

Wenn die Sehschärfe nachlässt, bedeutet das eine gravierende Veränderung der Lebenssituation. Mit einer Netzhauterkrankung wird der Blick auf die Uhr oder das Smartphone, arbeiten am Computer oder das Erkennen von Geld mit der Zeit immer schwieriger. Auch ungewohnte Wegstrecken wecken häufig Unsicherheiten, wenn man Dinge verschwommen und nicht vollständig sehen kann.

Doch es gibt zahlreiche Hilfsmittel, die Sie dabei unterstützen können, die täglichen Herausforderungen zu meistern: Sprechende Haushaltsgeräte, Lesehilfen, Sehhilfen, Apps und spezielle Einstellungen am Smartphone können für mehr Lebensqualität und Bewegungsfreiheit sorgen.

Doch wie kommt man an diese Hilfsmittel und welche sind in der jeweiligen Phase der Erkrankung wichtig? Sie erleichtern den Alltag mit einer Netzhauterkrankung – und die Krankenkasse übernimmt in vielen Fällen die Kosten.

Martin, 71, ist selbst DMÖ-Patient und weiß, worauf es im Alltag ankommt. Er informiert Sie darüber, wo man weitere Informationen zu Hilfsmitteln bekommt. Hier geht es zum Video

Hilfsmittel bei Netzhauterkrankungen

Die Hilfsmittel sollen die Funktionseinschränkung der Augen teilweise ausgleichen. Daher sind sie für eine selbstbestimmte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sowie am Arbeitsleben für viele Menschen unerlässlich.

Vor allem im Bereich Information und Kommunikation, beispielsweise beim Smartphone und Computer, sind Merkmale wie Spracheingabe und Sprachausgabe sowie akustische und tastbare Alarm-Signale immer häufiger vorhanden.

Unterstützung durch das Smartphone

Immer mehr Smartphones haben spezielle Bedienungshilfen integriert, die für Menschen mit Seheinschränkungen sehr nützlich sein können.

Hier lassen sich je nach Gerät Textgröße, Audiobeschreibungen oder die Sprachsteuerung aktivieren. Praktisch ist auch die Vorlesefunktion: Ist diese Funktion eingeschaltet, gibt eine Stimme den gesamten Bildschirmtext wieder. Das gilt auch für längere E-Mails, die sonst vielleicht nur mühsam gelesen werden könnten. Lautstärke und Sprechtempo können meist individuell angepasst werden.

Eine spezielle Bildschirmlesefunktion bietet der sogenannte „Screenreader“: Mithilfe dieser Technik werden nicht nur der Text, sondern auch die verschiedenen Schaltflächen vorgelesen.

Menschen mit Seheinschränkungen können damit sowohl beim Tablet als auch auf dem Smartphone den berührungsempfindlichen Bildschirm bedienen. Mit einem Screenreader kann man außerdem aus elektronisch vorliegenden Büchern Hörbücher machen.1 Wenn Ihr Smartphone diese Funktion nicht bereits integriert hat, kann man einen Screenreader über eine App herunterladen und verwenden.

Zusätzlich werden immer mehr spezielle Smartphones für Menschen mit Seheinschränkungen angeboten.

Spezielle Apps für Menschen mit Seheinschränkung

Wenn Sie bereits ein Smartphone haben, können Sie mit verschiedenen Apps, die man downloaden kann, das Handy zu Ihrem persönlichen Begleiter machen.
 

  • OneStep Reader:
    Briefe, Unterlagen und andere Schriftstücke können mit dem OneStep Reader (ehemalig KNFB Reader) über die Handykamera eingescannt und anschließend vorgelesen werden.
     
  • Text Detektiv:
    Um die Speisekarte im Restaurant zu verstehen, ist die kostenlose Text Detektiv-App eine praktische Alternative zum OneStep Reader.
     
  • NantMobile Geldleser:
    Diese App kann den Wert der Geldscheine in zwanzig verschiedenen Währungen erkennen und laut benennen.
     
  • ViaOptaNav:
    Die App erkennt, welche Straßen, Kreuzungen und Geschäfte in unmittelbarer Umgebung sind und führt Sie mit einfachen Ansagen an das gewünschte Ziel.
     
  • Greta:
    Ins Kino gehen? Die App Greta beschreibt mithilfe von Audiodeskription alles, was auf der Leinwand zu sehen ist.2
Stilisierte Sprechblasen über einem Tablet
Stilisierte Sprechblasen ohne Text über einem Tablet
Stilisierte Sprechblasen ohne Text über einem Tablet

Sehhilfen: Lupe, Spezialbrille und elektronische Lesegeräte

Je nach Stärke der Sehschwäche gibt es verschiedene Sehhilfen. Diese reichen von einer reinen Vergrößerung bis zu modernen Hightech-Lösungen.

  • Vergrößerung
    Um eine Zeitung oder ein Buch zu lesen, kann eine Vergrößerung der Schriftgröße helfen. Es gibt Lesegläser und Lupen in verschiedenen Stärken, Formen und Größen. Eine integrierte Beleuchtung kann das Lesen zusätzlich erleichtern. Auch zum Fernsehen, Schminken oder für handwerkliche Arbeiten gibt es entsprechende Spezialbrillen.

    Bei Computern und E-Book-Readern lässt sich die Schriftgröße leicht verändern und individuell anpassen.
     
  • Elektronische Bildschirmlesegeräte
    Elektronische Bildschirmlesegeräte können im Beruf und in der Freizeit beim Lesen und Schreiben helfen. Es gibt zusammenklappbare mobile Geräte und welche für einen festen Arbeitsplatz. Dokumente, Bücher, Zeitungen und Präsentationen werden über eine Kamera auf einen Bildschirm übertragen und dort stark vergrößert dargestellt.
     
  • Tragbare elektronische Lesegeräte
    Tragbare Lesegeräte funktionieren wie eine elektronische Lupe. Dadurch ist eine höhere Vergrößerung möglich. Gleichzeitig können auch der Kontrast, die Helligkeit und die Farben verändert werden, um beispielsweise Busfahrpläne, Speisekarten oder einen Zeitungsartikel besser lesen zu können.
     
  • Tragbare Mini-Kamera
    Die kleine Kamera arbeitet mit einer Unterstützungstechnologie, die zahlreiche Funktionen bietet. Dafür wird die Kamera auf einen herkömmlichen Brillenbügel aufgesteckt. Sie kann Texte erkennen und durch einen kleinen Lautsprecher vorlesen sowie Produkte, Geldscheine und Farben benennen.

Praktische Haushaltshelfer

Die selbstständige Bedienung von Waschmaschinen, TV-Geräten und Küchengeräten ist eine Voraussetzung für die selbstbestimmte Alltagsbewältigung. Für Menschen mit Seheinschränkungen kann diese Technik zur Herausforderung werden. Aber auch hier gibt es viele praktische Lösungen.
 

  • Barrierefreie Waschmaschine
    Eine Waschmaschine, die extra für Menschen mit Seheinschränkungen konzipiert wurde: Sie lässt sich durch tastbare und akustische Elemente auch ohne Sehvermögen einfach bedienen.3
     
  • Sprechende Küchengeräte
    Die Auswahl an Haushaltsgeräten mit akustischer Ansage ist enorm: Es gibt beispielsweise Mikrowellen mit Sprachsteuerung, Küchenmaschinen mit automatischen Programmen oder sprechende Messbecher.4
     
  • Medizinische Messgeräte
    Medizinische Messgeräte für zu Hause, zum Beispiel Blutzucker- und Blutdruckmessgeräte, Personenwaagen oder Fieberthermometer gibt es auch als sprechende Varianten: Sie geben das gemessene Ergebnis akustisch an.

Welche Kosten übernimmt die Krankenkasse?

Im Verlauf der Erkrankung werden Sie vermutlich nach und nach mehr Unterstützung benötigen. Zögern Sie nicht, bei der Krankenkasse nach Hilfsmitteln zu fragen, die für Sie infrage kommen.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen Hilfsmittel, die Ihnen bei der Fortbewegung, Orientierung und Wahrnehmung helfen.

Die Kassen unterscheiden nach Hilfsmitteln zum unmittelbaren und mittelbaren Behinderungsausgleich: Sehhilfen gleichen unmittelbar die Funktion des Sehens aus; deshalb muss die Krankenkasse diese Versorgung leisten. Ein Screenreader hingegen gleicht die Einschränkung mittelbar aus, weil er einen Ersatz für fehlendes Sehen bietet. Hier deckt die gesetzliche Krankenkasse nur Grundbedürfnisse ab.5

Für die Krankenkasse zählen ausschließlich Hilfsmittel, die für sehbehinderte Menschen hergestellt und angeboten werden. Ein Smartphone, das Sie überall kaufen können, zählt also nicht dazu.

Hilfsmittelverzeichnis

Wenn Sie wissen möchten, ob die Krankenkasse die Kosten für ein bestimmtes Hilfsmittel übernimmt, gibt es ein Verzeichnis, mit dem Sie dies prüfen können.

Quelle: https://hilfsmittel.gkv-spitzenverband.de/home

Hilfsmittel und technische Geräte, die Sie für die Arbeit benötigen, können auch von der Deutschen Rentenversicherung übernommen werden. Ausführliche Beratung zum Thema Hilfsmittel finden Sie auch bei vielen Patientenorganisationen.

Welches Hilfsmittel benötige ich?

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Habe ich Probleme, den richtigen Weg zu finden?

Fällt es mir schwer, Haushaltsgeräte richtig zu bedienen?

Fällt es mir aufgrund der Netzhauterkrankung schwer, Familie und Freundeskreis zu treffen?

Zusammenfassung

Netzhauterkrankungen wie ein diabetisches Makulaödem (DMÖ) oder eine feuchte Makuladegeneration (nAMD) führen zu Seheinschränkungen, die Probleme im Alltag mit sich bringen können. Spezielle Hilfsmittel können Sie beispielsweise dabei unterstützen, mithilfe von Sprachnachrichten den richtigen Weg zu finden oder das Smartphone mittels Spracheingabe zu bedienen. Fragen Sie bei der Krankenkasse nach, welche Hilfsmittel für Sie infrage kommen.

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